AUsgabe 8_2020: Tod & Sterben
Die Haltung zum Tod und zum Sterben hat während der letzten Jahrzehnte in den westlichen Gesellschaften einen grundlegenden Wandel erfahren. Die Abkehr von religiösen Weltdeutungen und die zunehmende Individualisierung und Flexibilisierung vieler Lebensbereiche prägen nicht nur gesellschaftliche Einstellungen zum Tod und zum Sterben; auch die konkrete Praxis, d.h. die besonderen Umstände und die Art und Weise, wie heute gestorben und wie der Toten gedacht wird, haben sich gewandelt und zu einer Pluralisierung von Todesbildern geführt. Wo vormals tradierte Riten den Umgang mit Sterben und Tod strukturierten, stehen den Einzelnen gegenwärtig unterschiedlichste Formen der „Gestaltung“ des eigenen Sterbens, der Bestattung und des Andenkens zur Wahl. Aber vor allem der medizinisch-technische Fortschritt und die dadurch gewonnenen Handlungsmöglichkeiten prägen den Umgang mit Sterben und Tod: Die Palliativmedizin hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte erzielt und verspricht ein „gutes Sterben“ mit Begleitung, ohne Schmerzen und in Würde; durch die enormen Leistungen der Intensivmedizin am Lebensende scheint sogar die Grenzziehung zwischen Leben und Tod in den Verfügungsbereich menschlichen Entscheidens gerückt zu sein. Doch nicht nur der Umgang mit dem Tod, sondern auch der Umgang mit dem Leichnam wandelt sich gegenwärtig in fundamentaler Weise. Während vormals allein das Bestattungswesen und allenfalls noch die Anatomie mit dem toten menschlichen Körper zu tun hatten, richten sich heute aus den unterschiedlichsten Feldern vielfältige Interessen auf diesen: ob zu Verwertungszwecken in der Pharmazie, zur medizinischen Forschung und Fortbildung, ob in der sogenannten Kryonik oder in der Kunst – der tote Körper weckt zahlreiche Begehrlichkeiten.
Inhaltsübersicht
I DISKURS: Tod & SterbeN
(i) target article
(ii) Kommentare
(iii) Replik
- Daniel Kersting & Andrea Esser
(ii) Kommentare
- Dieter Birnbacher
- Georg Toepfer
- Joachim Wittkowski
- Michael Rosentreter
(iii) Replik
- Daniel Kersting & Andrea Esser: Replik auf die Kommentare
II BEITRÄGE (PEER REVIEWED)
- Simmels Werttheorie
tba - Innovationskrise. Kultur als Korrektiv?
tba
III BERICHTE
- Johanna Klug, Rupert Scheule, Dominik Ritter
Masterstudiengang "Perimortale Wissenschaften", Uni Regensburg (Arbeitstitel) - Luise Langlotz
Landsbergs Philosophie des Todes (Arbeitstitel) - tba:
Zukunft der Philosophischen Anthropologie (Tagungsbericht)
IV rezensionen
- Eßbach, Wolfgang
Religionssoziologie 1 + 2
[Fink, 978-3770558209]
von Kalckreuth, Moritz
- Gurka, Dezső (HG)
Changes in the image of man from the Enlightenment to the age of Romanticism
[Gondolat, ISBN 978 963 693 300 5]
Gruevska, Julia - Heßler, Martina / Liggieri, Kevin
Technikanthropologie
[Nomos, 978-3-8487-4542-5]
Bauer, Christian / Mooren, Nadine - Keil, Geert
Aristotle's Anthropology
[Cambridge, 978-1107192690]
König, Niklas - Liggieri, Kevin
»ANTHROPOTECHNIK«
Zur Geschichte eines umstrittenen Begriffs
[Konstanz University Press, ISBN 978-3-8353-9117-8]
Martin, Christian - Schloßberger, Matthias
Phänomenologie der Normativität: Entwurf einer materialen Anthropologie im Anschluss an Max Scheler und Helmuth Plessner
[Schwabe, 978-3796540080]
Rick, Corvin
VI kalender
- Tobias Endres: Cassirer (75. Todestag)
VORSCHAU
AUSGABE 9_2021: Quantifizierung des menschen
Diskurs (target article) von:
Martina Heßler & Kevin Liggieri